Der Entschluss zu kündigen hat gute Gründe. Abschieds-E-Mails vertuschen oft die Realität. Obwohl die Kündigung es die beste Gelegenheit ist, unschöne Dinge beim Namen zu nennen.

«Nach drei spannenden Jahren geht meine Zeit bei xy Ende der Woche zu Ende. Ich habe unglaublich tolle Leute getroffen und jedes einzelne Projekt hat mir unglaublich viel Spass gemacht. Ich werde euch vermissen und hoffe sehr, dass unsere Wege sich irgendwann wieder einmal kreuzen…»

So und ähnlich klingen die Mails, die wir von Kollegen oder Geschäftspartnern bekommen, wenn sie Unternehmen verlassen, von dem sie die Nase voll haben. Wer die Hintergründe kennt, weiss, dass oft der Frust zu gross wurde, sodass es nicht mehr anders ging. Menschen kündigen, wenn für sie Dinge unerträglich werden. In den allermeisten Fällen werfen sie das Handtuch, weil sie über einen längeren Zeitraum an einem Punkt feststeckten, oder ihre persönlichen Grenzen kommen. Auch wenn ein Abschieds-Mail keine Abrechnung sein sollte, etwas Ehrlichkeit wäre sehr erfrischend. Nach aussen wird meist der Schein gewahrt, auch wenn das innerbetriebliche Umfeld die wahren Gründe kennt – zumindest hinter vorgehaltener Hand .

Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, Klartext zu sprechen und die wirklichen Beweggründe zu benennen. Respektvoll und ungeschönt – für uns und auch für unsere Kollegen. Für viele Mitarbeitende ist leider erst die Kündigung eine Möglichkeit zu benennen, was anders laufen muss. Seien wir ehrlich, wir verlassen unsere Jobs nicht, wenn wir mit einem tollen Team an spannenden Projekten arbeiten, fair bezahlt werden und unsere Vorgesetzten uns dabei helfen, mit unseren Themen weiterzukommen. Ich spreche mit Menschen, die darüber nachdenken ihren Job zu hinzuwerfen, weil mindestens einer der oben genannten Punkte nicht stimmt. Als häufigstes Problem werden die unmittelbaren Vorgesetzten genannt, gefolgt von strukturellen Problemen, die nicht gelöst werden. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um einem offenen Ohr mit Entscheidungsgewalt mitzuteilen, was schiefläuft, ohne Sanktionen befürchten zu müssen.

In einer starken Kultur werden Probleme beim Namen genannt. Dort gibt es Ansprechpartner und Strukturen, die dabei helfen Probleme, Hindernisse oder Blockaden offenzulegen und zu beheben. Deshalb appelliere ich: Um Dinge nachhaltig zu verändern, muss jeder lernen, deutlich zu werden. In jedem Unternehmen gibt es Führungskräfte und Entscheider, die sich wünschen, dass Probleme beim Namen genannt werden. Wie sonst können sie Dinge verändern?