In vielen Unternehmen wird der interne Wettbewerb gepflegt, d. h. die Konkurrenz zwischen Teams, Mitarbeitern oder zwischen Vorgesetzten. Dies schafft ein toxisches Gemisch aus Machtallianzen und einem Gegeneinander, an Stellen, die ein Miteinander erfordern. Gefördert werden dadurch egoistische Machtkämpfe zwischen Kollegen oder Teams, auf der Strecke bleiben gemeinsame Ziele, Vertrauen und die Arbeitsstimmung. Je grösser die Konkurrenz, je stärker die Angst und je hierarchischer die Strukturen, desto schneller zeigen sich die Nachteile.

  • Mangel an Kooperation, was zu einem Mangel an Zusammenarbeit und Teamarbeit führt. Wenn Teammitglieder versuchen ihre eigenen Interessen und Ziele voranzutreiben, anstatt an gemeinsamen Zielen zu arbeiten, wird der Austausch von Wissen und Ressourcen beeinträchtigt.
  • Sinkendes Vertrauen entsteht wenn Mitarbeiter, Führungskräfte oder Teams gegeneinander arbeiten. Misstrauen führt nicht nur zu einem schlechten Arbeitsklima, sondern zu schlechteren Ergebnissen. Das Thema Vertrauen ist heute in Unternehmen ein Schlagwort, Konkurrenz hat einen unmittelbaren Einfluss darauf.
  • Sinkende Innovation: In einem stark konkurrierenden Umfeld werden neue Ideen und innovative Lösungsansätze unterdrückt, wenn Teammitglieder Angst davor haben, ihre Ideen zu teilen, weil sie befürchten, dass andere sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Das verhindert Kreativität.
  • Sinkende Arbeitszufriedenheit setzt ein, wenn Teammitglieder ständig im Wettbewerb stehen und sich gegenseitig übertrumpfen müssen. Das permanente Streben nach dem „besser sein müssen“ erhöht das Stressniveau und führt zur Unzufriedenheit mit der Arbeit.
  • Steigende Fluktuation: In der Folge führt dies zu einem Konkurrenzverhalten, dass Menschen frustriert, was nicht selten dazu führt, dass sie das Team verlassen. Ist das Teamklima von Konkurrenz geprägt und fehlt Wertschätzung und Anerkennung für die individuelle Leistung – auch von Kollegen, verlassen talentierte Mitarbeiter das Team, um bessere Möglichkeiten zu finden.

Auch wenn ein gewisses Maß an Wettbewerb in Teams nicht zwangsläufig negativ sein muss, so zeigen sich in den meisten Fällen mehr destruktive als motivierende Auswirkungen. Es gibt Sales-Teams, in denen der Wettbewerb gefeiert wird. Dort liefern monetäre Vergütungen und der Kick des ‘sich Messen wollen’, die Kompensation. Für eine längerfristige, kollaborative und innovative Zusammenarbeit, die nicht an eine finanzielle Belohnung gekoppelt ist, ist der Wettbewerb ungeeignet.

Neue Technologien und komplexe Arbeitsprozesse erfordern heute einen hohen Grad an Kollaboration. Kaum jemand kann seine Aufgaben ohne die Unterstützung von zuarbeitenden Stellen bewältigen. Besonders für junge Menschen passen überkommene hierarchische Strukturen und interne Rangeleien nicht mehr zu ihren Vorstellungen einer effektiven Zusammenarbeit. Ich spreche und arbeite mit Millennials, Gen X, Y, oder Z, aber auch mit progressiven Boomern, die keine Lust mehr haben, mit ihren Aufgaben nicht weiterzukommen, da Konkurrenzgerangel und Hierarchiestrukturen sie in ihrem Tun hindern. Sie wünschen sich Arbeitsumgebungen, die Blockaden sanktionieren und Konkurrenz verhindern. Sie wollen Dinge bewegen, zeigen, was sie können und Hindernisse aus dem Weg geräumt bekommen. Sie wollen einen schnellen Zugriff auf wichtige Informationen und Vorgesetzte, die ihnen schneller Entscheidungen liefern und die den Mut haben Entscheidungen zu treffen. Kürzlich sagte mir eine junge Berufsstarterin, “Ich möchte einfach einen Job, in dem ich immer lernen und mit anderen zusammen etwas erreichen kann”. Ist es nicht Musik in den Ohren für Firmen, die diese Einstellung heute dringender brauchen als jemals zuvor? Leider sieht die Realität vielerorts noch anders aus. Der Weg zur optimalen Zusammenarbeit ist abhängig von der Teamkultur, die massgeblich durch das Verhalten der Vorgesetzten geprägt wird.

Der Wettbewerb wird vielerorts eingesetzt, um eine motivierende Wirkung auszulösen. Leider gibt es nur ein paar wenige Arbeitsbereiche, in denen die Konkurrenz einen zusätzlichen Antrieb auslösen kann. Der Schuss geht nach hinten los, wenn man nicht weiss, welchen Schaden man dadurch in Teams anrichtet, die mitdenken und zusammenarbeiten müssen. Ein meist unerkannter interner Wettbewerb schafft eine toxische Kultur, die Vertrauen verhindert und gemeinsame Ziele gefährdet. Wesentlich klüger ist es, sich gemeinsam gegen die äussere Konkurrenz zu wappnen.