Viele Menschen sind in ihrem Job unglücklich. Einige machen dafür Vorgesetzte, Kollegen oder das Unternehmen verantwortlich, doch meistens sitzen sie in falschen Positionen, sind ungeeignet für ihre Aufgaben oder einfach im falschen Unternehmen. Um einen Job zu finden, der glücklich macht, ist es wichtig, sich über das eigene Potenzial und die eigene tief schlummernde Motivation klar zu werden. Denn beides zieht sich durch unser gesamtes Leben.
Rund ein Drittel der Lebenszeit verbringen wir mit Arbeit – nach dem Schlafen die zweithäufigste Beschäftigung. Die voraussichtliche Lebensarbeitszeit liegt dabei im Durchschnitt bei 38,8 Jahre – bei Männern bei 40,7 Jahre und bei Frauen 36,9 Jahre. Bei einer 40 Stunden-Woche sind das rund 2.080 Stunden im Jahr und 80.704 Stunden in 38,8 Jahren. In vielen Fällen entspricht die Arbeit oft nicht dem tatsächlichen Talent der Menschen. Ob es sich um Manager handelt, denen es an Führungsqualität oder Menschenkenntnis mangelt, oder um Angestellte, die ungeachtet ihrer Ausbildung nicht für ihren Job geeignet sind. Es gibt unzählige Beispiele für unglückliche Berufsentscheidungen, die sich in mangelnder Motivation, Frustration, Zynismus und Unfreundlichkeit äußern. Nur wenige nehmen dieses Thema ernst. Obwohl sie wissen, dass es sie nicht nur unglücklich, sondern langfristig auch krank machen kann. Sie zwängen sich täglich 8 Stunden in Rollen, die nicht zu ihnen passen. Wenn unsere Hose zu eng wird, tauschen wir sie in eine neue. Warum nur stecken wir beruflich so lange in Situationen fest, die uns nicht gut tun?
Kürzlich traf ich eine Frau, deren Job nicht zu ihr passte und die mental an ihre Grenzen kam. Sie arbeitete jahrelang als Managerin in einem Logistikunternehmen. Sie wurde unglücklich, was in einem Burnout mündete. Sie kündigte und suchte sich einen Job ohne Führungsverantwortung, der sie leider auch nicht glücklich machte. In unserem Gespräch find sie plötzlich an, über ihre Leidenschaft zu sprechen. Vor ein paar Jahren fing sie an Romane zu schreiben. Erst für sich und zwischenzeitlich hat sie bereits 3 Romane auf Amazon veröffentlicht. Daneben betreibt einen Food-Blog. Ihr Traum wäre es, den ganzen Tag zu schreiben. Kürzlich hat sie gekündigt, da sie befürchtete erneut in einem Burnout zu landen. Sie leidet nicht an einer Arbeitsüberlastung. Im Gegenteil, seit Jahren ist ihre innere Motivation acht Stunden täglich unterfordert. Ihre Psyche und auch ihr Körper wehren sich gegen die Vorstellung, jahrelang einer Arbeit nachzugehen, die keinen ihrer Sinne anspricht und für die sie sich jeden Morgen antreiben muss. Das Bewusstwerden dieser Tatsache ist der erste Schritt, um Energiequellen zu reaktivieren, die über die Jahre verschüttet wurden. Diese braucht sie, um den Weg in den für sie richtige Richtung einzuschlagen.
Nicht immer ist es der unpassende Job, der Menschen unglücklich macht. Manchmal sind es die Umstände, die verhindern, dass der innere Antrieb genährt wird. Ein Kunde erzählte mir von seiner Unzufriedenheit in seinem kreativen Job. Parallel zu seinem Vollzeitjob, hatte er in seiner Freizeit eine Ausbildung zum Fitnesstrainer zu machen. Er eröffnete eine „Nebenbaustelle“. Er war bereits im richtigen Job, allerdings in der falschen Position – die ihn unglücklich machte. Als er sich seiner antreibenden Motivation bewusst wurde, konnte er sich voll auf sein Potenzial konzentrieren. Innerhalb weniger Wochen hat er nun im gleichen Unternehmen eine Stelle mit mehr Verantwortung in Aussicht, die wirklich zu ihm passt und die seinen persönlichen Talenten den Raum bietet, die sie brauchen. Er beginnt gerade über sich hinauszuwachsen.
Der Unterschied, ob wir unseren Job lieben oder hassen liegt darin, ob die Aufgabe, die Position oder das Unternehmen zu uns passen. Sicher, es gibt schwierige Vorgesetzte, unfaire Arbeitsverhältnisse oder andere unglückliche Faktoren. Dennoch kann viel mehr verändert werden, als die meisten denken – vorausgesetzt man hat oder kennt den eigenen Antrieb, der darüber bestimmt ob und wie berufliche Aufgaben zur eigenen Persönlichkeit passen.