…hat das weitreichende Folgen.
Letzte Woche erzählte mir eine Unternehmensanwältin einer grossen Bank von ihrer herben Enttäuschung. Zwei Jahre hat sie sich intern auf ihren nächsten Karriereschritt vorbereitet – mit der Unterstützung ihres Vorgesetzten. In der Praxis heisst das, permanente Extrameilen, Überstunden und Privates zurückstellen. Sie hatte die erforderlichen Voraussetzungen, ihre Kollegen und ihr Team unterstützten sie und man war sich einig ‘Sie ist die Richtige’. Dann, ohne Kommentar, wurde die Position anderweitig besetzt. Mit einer neu rekrutierten Kollegin. Zu den Gründen liess man sie im Unklaren, Vorgesetzte und HR Verantwortliche wichen ihr aus. Diese Vorkommnisse sind verbreiteter als man denkt. Ich höre bei meiner Arbeit ständig davon.
Zurück zur Anwältin, wie reagierte sie darauf? Sie war am Boden zerstört, geschockt und reagierte mit Selbstzweifeln. „Wie konnte ich mich so täuschen? In wem habe ich mich getäuscht? Welche Zeichen habe ich übersehen?…“ Sie war verletzt, gekränkt, auch weil man sie nicht im Vorfeld in diese Entscheidung einbezogen hat. War die neue Vorgesetzte günstiger? Wurden ihr bei der Neueinstellung Zusagen gemacht oder kennt sie etwas die Entscheider?
Eine plausible Erklärung gibt es selten und wenn doch, dann klingt sie weichgespült, unglaubwürdig und oft peinlich. Die Entscheidung selbst zieht grössere Kreise als sich auf den ersten Blick erkennen lassen. Ihr Team und ihre Kollegen waren geschockt, die Familie und ihre Freunde waren entsetzt.
- Kollegen: Lernen, dass man sich nicht auf Anstrengungen und interne Zusagen verlassen kann.
- Netzwerk: Freunde und Bekannte erkennen darin einen miesen Arbeitgeber und tragen es in ihre Netzwerke weiter.
Wie reagieren Betroffene auf solche Demütigungen?
- Sie verlassen das Unternehmen
- Sie vergleichen sich mit Menschen, denen es noch schlechter geht und reden sich die Situation schön.
- Sie werden unglücklich, illoyal, frustriert
- Sie beschweren sich bei Kolleg:innen, die nicht weiterhelfen können
- Sie kündigen innerlich, werden krank oder fallen ins Burnout
Was dann?
In den seltensten Fällen gelingt es den Vorgesetzten ein Desaster mit weitreichenden Folgen abzuwenden. Bei den Mitarbeitenden findet ab jetzt, alles hinter vorgehaltener Hand statt. Der interne Reputationsschaden ist riesig. Unter der Oberfläche brodelt es. Der einzige Weg den Schaden zu begrenzen wäre Transparenz zu schaffen, d. h. die ehrliche Offenlegung der Gründe für alle, die Aussicht auf neue Perspektiven und eine Entschuldigung für das unkluge Verhalten.
Um den eigenen Selbstwert zurückzugewinnen, wird sie das illoyale Unternehmen nach über acht Jahren so schnell es geht verlassen. Wichtig ist, dass sie sich nach dem ersten Schock der empfundenen Ungerechtigkeit nicht wegduckt, sondern wütend wird. Auch wenn Enttäuschungen bei der Arbeit nicht ganz so drastisch sind, wichtig ist nun, in Bewegung zu kommen.
Was können Unternehmen und Personalverantwortliche daraus lernen?
Es ist an der Zeit, dass Führungskräfte ihr Mindset über den Umgang mit ihren Mitarbeiter:innen ändern. Auch eine ehrliche und transparente Kommunikation ist Wertschätzung. Abgesehen davon erhalten diese Einzelerlebnisse über die sozialen Medien eine immer größere Sprengkraft.
Weiter geht’s für die Anwältin weiter?
In den meisten Fällen hilft eine Ursachenergründung leider nicht weiter – auch wenn der Wunsch danach riesig ist. In Organisationen wirken Kräfte, die ausserhalb des persönlichen Einflussbereichs liegen. Was es in diesem Fall braucht, ist keine Faust in der Tasche, sondern die flache Hand auf dem Tisch! So darf niemand mit mir umgehen. Kein Job ist es wert, so mies behandelt zu werden! Sie hat sich nach über 8 Jahren neu beworben und eine gute Position in einem Konkurrenzunternehmen ergattert, von dem sie hofft mehr Wertschätzung zu erhalten. Auch wenn sie sogar mehr verdient, so war das Geld nicht ausschlaggebend. Was ihr wichtig ist, dass sie Ihr Wissen an einem Ort einsetzen kann, an dem man mit offenen Karten spielt und Wertschätzung für verdiente Arbeit zeigt. Nun will sie die Konkurrenz stärker machen.